WOLFGANG LUGMAIR

Weiterlachen und nicht mehr zurück

28.02.2014 – 05.04.2014


  


Der erste Blick, der die Gestalten auf Wolfgang Lugmairs Bildern zu erfassen glaubt, ist nicht das geeignete Instrument, seinen Bildwelten beizutreten. Erst ein langer zweiter offenbart, dass bei allen Erscheinungen auf seinen Bildern der Charakter von wirklichen Farben und Formen reduziert ist. Hier ist eine eigenständige Ordnung konstruiert, die Gegenstände, Menschen oder Strukturen vor unseren Augen zusammenfließen lässt, statt sie herzuzeigen. Einmal in der Bildwelt verfangen, harren sie als Nachbild in den Gedanken und zeigen eine Gegenwart jenseits konkreter Dinge - ein sich dem Materiellen und Zeitlichen widersetzender Zustand. Lugmairs Gemälde entsprechen mehr den fragilen Momenten, in denen sich das Bewusstsein aus der Gegenwart entkoppelt und den Träumenden in einen vagen Zustand zwischen Wachheit und Schlaf versetzt, da wo sich Gedanken zu einem weichen Teppich aus Geschichten verwirren, deren Logik nur im diffusen Zwischenraum zu erfassen ist. Hierhin versteht Lugmair das Auge und die Gedanken der Betrachter zu ziehen, die so undurchdringlich wirken, wie die Träume und Erinnerungen eines Fremden.

Der Künstler scheint vieles daran zu setzen, möglichst wenig Konkretes und Deutbares den Bildern einzuschreiben. Es zeigen sich auf seinen Leinwänden zwar Figuren, Landschaften oder Häuser, manches deutet auf eine Handlung hin. Doch unter der hautartigen Oberfläche verflüchtigen sich diese Eindrücke und gewinnen eine seltsam ungegenwärtige Qualität, trotz ihrer Verankerung in der Figürlichkeit. Das Interesse des Künstlers ist es, nicht das Besondere und Einmalige aufzudecken, das auf ein übergeordnetes Allgemeines verweist. Ganz im Gegenteil - er nivelliert alles Individuelle zu einem wiederkehrenden Prinzip und lässt den Betrachter zu jenem Grund zurückkehren, wo nichts Spezifizierendes mehr den Gedanken blockiert und den Klang seiner Existenz selbst anstimmt.

In Lugmairs Bildern tritt die menschliche oder natürliche Erscheinung in einen Wettstreit mit unbelebter Materie. Monochrome Bereiche, Menschenmassen, Architektur und Natur - alles verharrt im gleichen Schwebezustand. Hier wird nicht versucht, die unbelebte Welt durch den Einsatz eines dynamischen Duktus' zu verlebendigen, wie es die frühen Impressionisten anstrebten. Sich dem Belebten und Starren von der anderen Seite zu nähern, scheint viel eher ein Ziel dieser Malerei zu sein. Lugmair verlässt den Bereich der Vortäuschung einer Gegenständlichkeit oder Lebendigkeit und führt vor Augen, dass Malerei mehr sein kann, als der Versuch einer Imagination der realen Welt. Sie zieht Vorstellungen aus dem Unbewussten heran und bestimmt Grenzwerte, die bloße Erscheinungen nicht zu beschreiben verstehen.

Text: Ulrike Pennewitz