Philip Kojo Metz

Philip Metz - When We Were Kings

Der Titel "When We Were Kings" bezieht sich auf den gleichnamigen Dokumentarfilm über den Kampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman, der 1974 in Zaire (Kongo) stattfand. Bei dem Kampf unterlag der eigentlich körperlich und altersmässig überlegene Foreman gegen Ali. Der Kampf war ein Riesenevent und wurde zu einer Art politischen Ereignis hochstilisiert, bei dem Muhammad Ali Afrika repräsentierte und Goerge Foreman die USA.

Für Philip Metz war Muhammad Ali in seiner Kindheit einer seiner großen Helden. Das war er auch für afrikanische Länder. Er diente als Vorbild und Identifikationsfigur. Muhammad Ali schaffte es, eine Welle der Begeisterung in der Bevölkerung vieler afrikanischer Länder auszulösen, die über die Grenzen von Zaire hinausging und so die Panafrikanische Idee propagierte, die Solidarität in der Diaspora mit sich zog. Auf dem Weg zur Identitätsfindung ist es wichtig, eigene Helden zu kreieren, zu konstruieren und zu zelebrieren. Mit seiner scharfen Sensorik schafft der Künstler hier etwas Beispielhaftes:

Die Arbeit des Künstlers Nebensaison, ein Fussballspiel, bei der der Künstler zwei Kameruner Fussballteams, eines unter deutscher und eines unter französischer Flagge antreten lässt, verweist darauf, dass viele Kameruner im ersten Weltkrieg schlicht starben, nicht nur für das deutsche oder französische Vaterland, auf das diese absurd anmutende Konstellation anspielt, sondern auch für ihr eigenes Vaterland, Kamerun, um dessen Kultur und Souveränität zu schützen. Dieses Spiel wurde im Sommer 2014 auf der Außenwand der Galerie KWADRAT genau zeitgleich zum Anpfiff des Spiels Frankreich-Deutschland des FIFA World Cups gezeigt. In Erwartung eines Public Viewings kam das Publikum und fieberte dem Anpfiff entgegen: Frankreich gegen Deutschland! Die Reaktion der meist fächnchen-schwenkenden Menge war einzigartig. Beim Anpfiff von Nebensaison verließen einige Besucher überrascht das Public Viewing, einige blieben und viele kamen neugierig hinzu. Philip Metz macht damit darauf aufmerksam, dass es so gut wie keine Manifestationen, Skulpturen, Denkmäler, etc. gibt, die an diese Gefallenen erinnern. Ein entsetzliches Machtgehabe der westlichen Welt und deren Überheblichkeit, mündent in völliger Gleichgültigkeit?

"When We Were Kings" ist ebenfalls ein Verweis auf die Zeit, in der Grossfriedrichsburg gegründet und gebaut wurde. Im 17.Jahrhundert herrschten sowohl im heutigen deutschen als auch im heutigen ghanaischen Raum noch Dynastien. Damals sandte der Kurfürst Friedrich Wilhelm zwei Schiffe nach Westafrika aus, um einen Handelsstützpunkt zu etablieren. Zu jener Zeit musste er sich um die Gunst der dort herrschenden bemühen, um die gewünschten Handelsverträge zu ermöglichen. Das Ergebnis ist Grossfriedrichsburg, eine Festung, die heute noch zu besichtigen ist und die den Künstler zu seinem Projekt Adler Afrika, das er seit Jahren vorantreibt, inspirierte.Hier unternimmt das Projekt Adler Afrika den Versuch, Geschichte aus einem anderen Blickwinkel zu beschreiben. Über die geschichtlichen Fakten hinaus nicht erzählte Geschichte erfahrbar zu machen. Es setzt in den Zwischenräumen an, jenseits des Narrativs, der auf historischen Fakten beruht- die nur aus Quellen einseitiger Perspektive existieren.

In grossformatigen Fotos zum Beispiel, die durch Lichtführung und die inhaltliche Inszenierung an Landschaftsmalerei des 17.Jh. anlehnen, erinnert dies an die romantische Vorstellung der unberührten, unbewohnten Natur. Die Abwesenheit von Menschen, obwohl man ihre Spuren sieht, ist eine subtile Anspielung auf die (koloniale) Erzählung, dass man dort eine von der Zivilisation unberührte Natur vorfinden würde. Gerade die heutige Tagespolitik macht uns bewusst, wie aktuell dieses Thema ist und wie akut genau diese Fragen nach Verstrickungen der Machtverhältnisse, Geschichte der Abhängigkeiten in einer mehr und mehr globalen Welt gestellt werden müssen. In verschiedenen Medien, performativen Arbeiten, Fotos, Videos, Installationen nähert sich Metz diesem Thema an. Die Qualität seiner Arbeiten liegt in der Auseinandersetzung, dem Einfühlen in den Ort und der Öffnung verschiedener semantischer Ebenen, die seine Arbeiten zu Allegorien machen, die Raum lassen. Sie laden zu einem individuellen Zugang ein, ermöglichen einen Perspektivenwechsel, lassen Denkansätze zu, Geschichte zu erzählen und zu erfahren ohne dogmatisch sein zu müssen.